Donnerstag, 6. November 2014

Andreas Mathieu, Verein St.Galler Rheintal, Berneck, 44 Jahre



Der hauptsächlich von Gemeinden und Kanton finanzierte Verein St.Galler Rheintal möchte im Bereich Energie die Zusammenarbeit unter den Akteuren erleichtern und ist in diversen Bereichen aktiv. Andreas Mathieu, Umweltnaturwissenschafter und Leiter des Bereichs Energie, berichtet über die Tätigkeiten des Vereins. Er glaubt, dass man regional einiges erreichen kann, doch entscheidend seien die kantonalen und nationalen Rahmenbedingungen.

„Der Verein St.Galler Rheintal hat im Bereich Energie die Aufgabe den Kontakt zwi-schen den verschiedenen Akteuren herzustellen: Gemeinden, kantonale Energie-agentur und –beratung, Firmen, Forschung.“

„Bezüglich Stromtarife beispielsweise mischen wir uns jedoch nicht ein, das ist eher Sache der Gemeinden, welche zum Teil beteiligt sind an der Stromerzeugung und -versorgung.“

„Die Fachgruppe Energie des Vereins St.Galler Rheintal ist eher ein übergeordneter Bau, welcher begleitenden Charakter hat. Die Knochenarbeit im Bereich Energie wird in den Gemeinden gemacht. Diese sind zusammen die erste Energiestädte-Region der Schweiz. Leiter der Fachgruppe ist der Oberrieter Gemeindepräsident Rolf Hu-ber.“

„Wir lösen für Gemeinden Machbarkeitsstudien aus, wo sie selber anstehen mit ihren Ideen. Wir informieren sie darüber, wo der Kanton oder der Bund bereits dran sind und haben neben diversen Gemeindevertretern einen Wissenschafter der NTB Chur in unserer Fachgruppe.“

„Die Fachgruppe hat das Energienetzwerk Rheintal ins Leben gerufen, welches bis jetzt leider nicht über die Konzeptphase hinaus gekommen ist. Etliche Firmen konnten so bezüglich Energieeffizienz einen Knowhow-Transfer machen.“

„Wir würden gerne eine regionale Energieplanung machen, müssen jedoch auf die Gemeinden warten. Die Gemeinden über 7000 Einwohner haben aktuell die Vorgabe einen Richtplan zu erarbeiten, wo Potenziale für allfällige Wärmenetze usw. bestehen. Erst dann können diese Potenziale in der Region vernetzt angegangen werden. Be-züglich des Tempos habe ich mir etwas mehr erhofft.“

„Der Verein initiiert im 2015 einen regionalen Energietag, wo sich Interessierte prä-sentieren können. Eine andere Veranstaltung hatten wir vergangenes Jahr koordiniert, welche nun von der Gemeinde Berneck selber organisiert wird: die in der Schweiz tourende Ausstellung Ecocar, es geht um Elektromobilität. So versuchen wir immer wieder die Bevölkerung zu sensibilisieren.“

„Wir haben im Verein den Leitsatz verabschiedet, dass bis 2030 50% der Energie aus erneuerbarer Quelle stammen soll. Als Region selber haben wir jedoch keine Kom-petenzen zur Steuerung dieses Prozesses. Es sind die Gemeinden und der Kanton bzw. der Bund, welche die Möglichkeit haben Rahmenbedingungen zu setzen. Re-gionale Prozesse sind deshalb sehr aufwändig und träge.“

„Allen Beteiligten ist bewusst, dass etwas gehen muss, doch ist der Bereich Energie ein klassisches Umweltthema, welches oft nicht oberste Priorität hat. Besonders wenn es um weniger Konsum, ums Sparen geht. Da sind die Interessen sehr wider-strebend. Deshalb müssen wir froh sein, wenn Leute nur schon miteinander über das Thema diskutieren.“

„Energie hat nicht den Stellenwert, den das Thema haben müsste. Energie sieht man nicht, tut niemandem weh. Sie erscheint als Zahl in einem Richtplan, das ist den Leuten zu abstrakt. Deshalb ist es nicht überraschend, dass jetzt das Thema Licht-verschmutzung aufgegriffen wird. Man kann das am ehesten sehen und messen.“

„Im Rahmen der kommenden Strommarktliberalisierung müssen sich die Gemeinden dann schon fragen, wie sie ihre EW’s organisieren. Sie sind gefordert die Weichen zu stellen und müssen sich fragen, ob ihr EW konkurrenzfähig ist."  

„Eine Region Rheintal zu 100% mit erneuerbarer Energie versorgt, da bin ich skep-tisch. Ich bin froh, wenn man sich auf den Weg begibt und schrittweise den Anteil an Erneuerbaren erhöht. Wenn man so weiter macht wie bisher, bleibt die Vision jedoch eine Utopie."