Montag, 26. Januar 2015

Peter Schumacher, Rii-Seez Power, 56 Jahre



Peter Schumacher arbeitet seit 19 Jahren fürs EW Vilters-Wangs und ist seit Beginn bei Rii-Seez Power mit dabei. Er erlebte den Wandel beim Elektrizitäts-werk vom klassischen Technikbetrieb zum heutigen Marktanbieter hautnah mit. Der Verein Rii-Seez Power setzt heute mit Überzeugung auf einheimische Alternativenergien. Sorgen machen ihm die elend langen Verwaltungsabläufe bei Konzessionserneuerungen und der Import stark subventionierten Stroms aus dem Ausland. Politisch will sich der Pool nicht engagieren. Zu Themen wie Kostenwahrheit beim Atomstrom, Betrieb von Kohlekraftwerken usw. wird Rii-Seez Power keine Position einnehmen.

„Vor 19 Jahren machte man einfach EW-Arbeit. Man war Techniker, der das Netz plant, erweitert und instand hält. Laufend wurde der Einsatz der Kraftwerke berechnet und die Anlagen optimiert. Von Liberalisierung war damals noch nicht die Rede. Das änderte jedoch bald. Um der neuen Situation gerecht zu werden, mussten wir uns neu orientieren. Aus der Fachpresse hat man entnommen, dass nur die 'Grossen' eine Überlebenschance hätten. Es erschien uns kleineren EW kaum möglich, die kommenden Aufgaben alleine zu lösen. Also kam die Idee, sich zu einer neuen Organisation zusammenzutun. So wurden bald einmal im Sarganserland ein Pool mit dem Namen Seez-Power und zur  selben Zeit im Bezirk Wartau das Pendent Rii-Power ins Leben gerufen. Um wirklich eine Chance zu haben, haben die EW’s der beiden Regionen im Jahr 2001 den Energiepool Rii-Seez Power gegründet, welchem 14 lokale Energieversorgungsunternehmen angeschlossen sind.“

„Begeistert waren wir bei den EW’s über die Liberalisierung nicht. Wir hatten Angst, dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen könnten und der Energiepreis zeitweise stark sinken könnte. Damals ahnten wir noch nicht, dass die heutigen Tiefpreise der Energie ganz andere Gründe haben können.“

„Die Strategie von Rii-Seez Power ist ganz klar: die einheimischen Alternativ-Energien Wasser, Sonne und Wind ausbauen, wo es aufgrund der strengen gesetzlichen Regelungen geht. Der Preis für Naturstromprodukte soll attraktiv sein, damit diese vermehrt gekauft werden.“

 „Im Verbund von Rii-Seez Power tauschen sich die Vertreter der Mitgliedswerke aus und vermarkten gemeinsam Produkte. So trifft sich der Vorstand vier- bis fünfmal jährlich. Die Arbeiten aus den verschiedenen Arbeitsgruppen und Veranstaltungen  werden besprochen und Produkte werden weiterentwickelt. Hauptsächlich sind wir Leute aus der Elektrobranche und bringen unsere Ideen in unsere Betriebskommissionen ein.  Dort sind meist  Vertreter der Gemeinden oder Verwaltungsräte aus der Wirtschaft tätig.“

„Rii-Seez Power setzt auf Erneuerbare Energien. So haben wir ein Programm entwickelt, welches unsere eigene Wasserkraft vermarktet und Erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windenergie fördert. Finanziert wird diese Förderung durch einen Fonds, welcher durch den Verkauf von Naturstromprodukten und aus den Jahres-beiträgen der Mitgliedswerke finanziert wird. Rii-Seez Power war der erste Pool in der Schweiz mit einem solchen Modell, das auch in einem Beitrag des 'Kassensturz' gelobt wurde.“

„Rii-Seez Power bietet heute verschiedene Naturstromprodukte an, die vom Kunden nach eigenem Wunsch zusammengestellt und direkt bei uns eingekauft werden können. Der persönliche Strommix kann mit Hilfe des Online-Stromrechners auf unserer Webseite zusammengestellt werden (www.riiseezpower.ch/stromrechner).
Da wir aufgrund der Nachfragesituation momentan nicht den gesamten geförderten Naturstrom verkaufen können, wurden die Beiträge des Förderprogramms an Photovoltaikproduzenten reduziert. Der Produzent erhält dank des Programms jedoch nach wie vor mehr als von den meisten EW direkt. Diese Produkte bieten wir an, solange es uns möglich ist.“   

„Eine Arbeitsgruppe von Rii-Seez Power befasst sich mit der Ausbildung von Ler-nenden und der Förderung guter Ideen. So sind wir an der NTB Buchs präsent, aber auch Private machen bei unserem jährlichen Energiewettbewerb mit.“

„Unser Pool hat einen Beirat, der sich  aus bekannten Leuten der Politik und Wirtschaft aus der Region zusammensetzt. Der Beirat vertritt den Pool in der Öffentlichkeit  und verwaltet den Naturstromfonds.“

„Seit Fukushima hat sich bei den EW‘s und bei Rii-Seez Power selber das Be-wusstsein sehr gewandelt. Der Umweltschutzgedanke wird heute noch stärker gewichtet. Meiner persönlichen Meinung nach muss das  Endlagerproblem bei der Atomkraft gelöst werden, ein Technologieverbot kann ich aber auch nicht unterstützen. Ebenso bin ich nicht begeistert über die Förderung von Kohlestromkraftwerken, auf-grund des hohen CO2-Ausstosses, an welchem die Erde zugrunde gehen könnte. Ich bin nicht Naturwissenschafter, doch mit solchen Technologien sollte sehr zurückhaltend umgegangen werden.“

„Leider wird uns unsere ‚teure’ Energie aus Wasserkraft nicht mehr so richtig bezahlt, weil wir von stark subventioniertem Strom überschwemmt werden. Unser ‚Gold’, die Speicherwerke, werfen die Gewinne nicht mehr ab, welches sie eigentlich erreichen müssten. Dies, weil die Preise am Boden sind. Das setzt unsere EW mit unserer lokal produzierten Energie stark unter Druck. Ich glaube aber an die Zukunft unserer Wasserkraft, weil sie die einzige ist, die rasch und zu jeder Zeit verfügbar ist.“

„Ich persönlich glaube, dass aus Kostengründen die Wasserkraft momentan zwar  ausgebaut werden kann, aber kaum neue Kraftwerke entstehen werden. Gesetze, Politik,  Verbände wie auch Einzelinteressen verhindern auch gute Projekte. Es gibt haufenweise Argumente und Meinungen, etwas nicht zu realisieren. Doch meist nur wenige, um etwas zu tun.
Die Erneuerung unserer Wasserrechtskonzession dauerte 16 Jahre, dabei ging es um die Erneuerung eines bestehenden, erwiesenermassen sehr umweltfreundlichen Werkes.“

„Wir im Rii Seez Power waren mit unseren Produkten sehr schnell und erfolgreich.  Irgendwann kommt die Politik mit Gesetzen, welche unseren Naturprodukten entge-genwirken. So beispielsweise der vom Kanton vorgeschlagene Öko-Tarif, der vom Beispiel EW Zürich übernommen wurde. Ein Knackpunkt wird sein, wie lange man mit diesem Einheitstarif im liberalisierten Strommarkt überleben kann. Es hängt wieder vom Kunden ab, ob er lokalen, wahrscheinlich etwas teureren Strom möchte oder ein Billigprodukt von irgendwo her kauft.“